Die Entstehung der TT-Bahn in den USA
Die Spur TT hat ihren Ursprung in den USA, wo sie vom Ingenieur Harald L. „Hal“ Joyce entwickelt wurde. Bereits 1941 entwarf Joyce eine Modellbahn im Maßstab 1:120, doch durch den Kriegseintritt der USA verzögerte sich die Umsetzung seiner Idee. Erst 1945 gründete er das Unternehmen H.P. Products, das im Oktober 1946 die ersten Modelle präsentierte und auslieferte. Der Name „TT“, abgeleitet von „Table-Top-Trains“, stammt ebenfalls von Joyce, der damit auf die kompakte Größe der Bahn hinwies. Er gilt heute als der „Vater“ der Spur TT.
Obwohl Joyce mit seiner Produktion zunächst Erfolg hatte, konnte die TT-Spur in den USA nie den Marktanteil erreichen, den sie in Deutschland später erlangen sollte.
Rokal-TT in der Bundesrepublik: Aufstieg und Fall
In Deutschland ist der Name Rokal untrennbar mit der TT-Bahn verbunden. Rokal war das erste Unternehmen, das in der Bundesrepublik Deutschland Modelle im Maßstab 1:120 und mit einer Spurweite von 12 mm herstellte. Die Wurzeln der TT-Bahn in Deutschland gehen auf Eugen Engelhardt zurück, der nach dem Zweiten Weltkrieg mit dem Bau einer Modellbahn begann. Seine erste Lokomotive, die „Baby 1001“, wurde 1946 aus improvisierten Materialien wie Blech, Draht und Holz gefertigt.
Engelhardt suchte nach einem Unternehmen, das seine Eisenbahn in Großserie produzieren könnte, und fand in der Firma Rokal einen Partner. Rokal, gegründet von Robert Karmann, begann 1948 mit der Serienproduktion von TT-Modellen. Das erste Großserienmodell war ein vierachsiger Packwagen, gefolgt von einer stromlinienförmigen Dampflokomotive. Engelhardt verließ das Unternehmen Ende der 1940er Jahre, doch Rokal entwickelte weiterhin vorbildgetreue Modelle und erweiterte das Sortiment um Zubehör wie Gebäude und Signale.
In den 1960er Jahren stieß die Rokal-TT-Bahn jedoch auf ernsthafte Schwierigkeiten. Die Spur N, eine kleinere Baugröße, wurde zunehmend zur Konkurrenz, und die wirtschaftliche Flaute in der Autoindustrie, dem Hauptgeschäft von Rokal, verschärfte die Situation. Schließlich wurde Rokal 1971 an Röwa verkauft, die versuchten, die TT-Produktlinie zu modernisieren, jedoch erfolglos. Die österreichische Firma Roco übernahm die Formen, setzte jedoch die Produktion der TT-Modelle nicht fort, was das Ende der TT-Bahn im Westen Deutschlands besiegelte.
Zeuke & Wegwerth in der DDR
Auch in der DDR nahm die TT-Bahnproduktion ihren Anfang, allerdings erst in den 1950er Jahren. Die Firma Zeuke & Wegwerth stellte 1957 auf der Leipziger Frühjahrsmesse die ersten TT-Modelle vor, darunter die Dampflok BR 23 und die Diesellok BR V 200. Zeuke produzierte unter den schwierigen Bedingungen der DDR, wo Rohstoffmangel den Einsatz von Metall erschwerte, weshalb oft auf Kunststoffe ausgewichen wurde.
In den 1960er Jahren wurde das TT-Sortiment stetig erweitert und an moderne Anforderungen angepasst. Um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden, zog Zeuke 1966 in ein neues Produktionsgebäude in der Storkower Straße um. In dieser Zeit wurde die TT-Bahn auch in der Bundesrepublik Deutschland bekannter, insbesondere durch das Versandhaus Quelle, das TT-Bahnen in seinem Katalog anbot.
Nach der Verstaatlichung des Unternehmens wurde es in den 1970er Jahren in VEB Berliner TT-Bahnen (BTTB) umbenannt. Trotz wirtschaftlicher Schwierigkeiten lief die Produktion in den 1980er Jahren weiter, und die TT-Bahn wurde zunehmend in sozialistische Nachbarländer exportiert.
Nach Fall der Mauer: Wiedervereinigung – Umbruch in der Spur TT
Die Wiedervereinigung brachte große Veränderungen für die TT-Bahn, hauptsächlich für die VEB Berliner TT-Bahnen. Der Ostmarkt brach zusammen, und die Modelle, die vor allem an osteuropäische Bahnverwaltungen angelehnt waren, waren im Westen kaum marktfähig. Anfang der 1990er Jahre unternahm das Unternehmen mehrere Anstrengungen, um auf dem Westmarkt Fuß zu fassen, aber die wirtschaftliche Lage führte 1993 zur Insolvenz.
Die Firma Tillig, unter der Leitung von Hans-Jürgen Tillig, übernahm die Reste der Berliner TT-Bahnen und führte die Produktion weiter. Tillig modernisierte das Sortiment und brachte zahlreiche Neuheiten auf den Markt. Bis heute bleibt die Firma Tillig der Hauptproduzent von TT-Modellen und spielt eine entscheidende Rolle für das Überleben und die Weiterentwicklung dieser Spurweite.
Seitdem haben verschiedene Hersteller, darunter auch ausländische Unternehmen, das TT-Sortiment kontinuierlich erweitert, was die TT-Bahn wieder zu einem festen Bestandteil der Modellbahnszene gemacht hat.
Zeitliche Entwicklung von Zeuke & Wegwerth bis einschließlich Wiedervereinigung:
1945-1947: Gründung und erste Schritte
- 1945: Gründung der „Feinschlosserei und Gerätebau Werner Zeuke“ in Berlin Köpenick.
- 1946: Erste Aufträge, darunter der Bau einer Spur 0 Bahn.
- 1947: Gründung der Zeuke & Wegwerth KG mit Helmut Wegwerth als Mitgesellschafter.
1947-1956: Entwicklung der Produktlinien
- 1948: Umstellung auf Duroplastgehäuse (Bakelit).
- 1952: Vorstellung der T48.
- 1957: Präsentation eines kompletten TT-Sortiments auf der Leipziger Frühjahrsmesse.
1956-1965: Staatliche Beteiligung und Expansion
- 1956: Aufnahme von 250.000 Mark staatlicher Beteiligung.
- 1965: Neubau an der Storkower Straße in Berlin Prenzlauer Berg; Verlagerung der Produktion an einen neuen Standort.
1966-1972: Ausweitung des TT-Programms
- 1966-1969: Einführung zahlreicher neuer Modelle und Kooperationen mit anderen Firmen.
- 1972: Umwandlung von der Zeuke & Wegwerth KG in den VEB Berliner TT-Bahnen.
1972-1990: VEB Berliner TT-Bahnen
- 1972-1989: Fokus auf Wagenmodelle; Marktanteil von 60% in der DDR.
1990-1993: Überführung in die Marktwirtschaft
- 1990: Reprivatisierung zum Berliner TT-Bahnen Zeuke GmbH; Werner Zeuke wird Geschäftsführer.
- 1993: Konkursverfahren eingeleitet.
1993-heute: Tillig TT Bahn
- 1993: Übernahme durch Hans Jürgen Tillig; Umzug der Firma nach Sebnitz.
- 2009: Herr Tillig verlässt die Geschäftsführung; Umbenennung in Tillig Modellbahnen GmbH & Co. KG.